kreuz WORTrätsel

 

„Das Evangelium ist das Buch des Lebens des Herrn und ist da, um das Buch unseres Lebens zu werden. Es ist nicht da, um verstanden, sondern um wie eine Schwelle zum Geheimnis angenähert zu werden. Es ist nicht da, um gelesen, sondern um in uns aufgenommen zu werden...
Die Worte des Evangeliums durchwalken uns, verändern uns, bis sie uns gleichsam in sich einverleiben.“ (Madeleine Delbrêl)

 

Spätestens am Donnerstag finden Sie hier Gedanken zum kommenden Sonntagsevangelium. Dieser Impuls möge Ihnen helfen, sich vom Wort (Gottes) berühren zu lassen.


33. Sonntag im Jahreskreis (C): Lk 21,5-19

Als einige darüber sprachen, dass der Tempel mit schön bearbeiteten Steinen und Weihegeschenken geschmückt sei, sagte Jesus: Es werden Tage kommen, an denen von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem andern bleibt, der nicht niedergerissen wird. 

Sie fragten ihn: Meister, wann wird das geschehen und was ist das Zeichen, dass dies geschehen soll?

Er antwortete: Gebt Acht, dass man euch nicht irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es! und: Die Zeit ist da. - Lauft ihnen nicht nach! Wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch nicht erschrecken! Denn das muss als Erstes geschehen; aber das Ende kommt noch nicht sofort.

Dann sagte er zu ihnen: Volk wird sich gegen Volk und Reich gegen Reich erheben. Es wird gewaltige Erdbeben und an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte geben; schreckliche Dinge werden geschehen und am Himmel wird man gewaltige Zeichen sehen. Aber bevor das alles geschieht, wird man Hand an euch legen und euch verfolgen. Man wird euch den Synagogen und den Gefängnissen ausliefern, vor Könige und Statthalter bringen um meines Namens willen. Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können. Nehmt euch also zu Herzen, nicht schon im Voraus für eure Verteidigung zu sorgen; denn ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben, sodass alle eure Gegner nicht dagegen ankommen und nichts dagegen sagen können. Sogar eure Eltern und Geschwister, eure Verwandten und Freunde werden euch ausliefern und manche von euch wird man töten. Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden. Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden.

 

Die menschliche Hoffnung: Sich einrichten im Leben, sich einrichten in der Welt. Alles ist schließlich wunderbar, ganz nach unseren Vorstellungen.

Jesus setzt dagegen: Jegliche Ordnung, einfach alles wird durcheinander gebracht und infrage gestellt werden. Sogar wir selbst in unserer Existenz.

Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden?

Gott ist am Werk. ἀναγένεσις – Schöpfung von oben. Das Alte vergeht, Neues ist bereits im Entstehen im Schatten des Vergänglichen. Es gilt, das Alte loszulassen und „auf den Beinen zu bleiben“, sich nicht vom schier Unfassbaren aus dem Gleichgewicht bringen und umwerfen zu lassen: Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen. (Lk 21,20)

Jesus muss dazu nicht in die ferne Zukunft blicken. Er erlebt es bereits am eigenen Leib.

Als knapp 30jähriger schien für alle die Welt in Nazareth noch in Ordnung: Jesus, ein junger Mann, vermutlich als Zimmermann in die Fußstapfen seines Vaters getreten. Gute Manieren, eine gute Partie. Wer weiß, was aus ihm noch werden wird!

Doch dann kommt alles anders. Jesus öffnet seine Augen und sein Herz für die Menschen in Not und lernt von ihnen. Er spürt ihren Hunger nach Dazugehören wollen, nach Angenommen sein, nach Liebe. Dies verwandelt ihn.

Gewaltige Zeichen geschehen immer wieder durch ihn und er stößt, trotz all dem Segen, den er unter das Volk bringt, zunehmend auf Unverständnis, Ablehnung und Hass, sogar in der eigenen Familie. Aber Jesus bleibt standhaft. Er hält allen Versuchungen und allen Bestrebungen stand, ihn mundtot zu machen. So verkündet er nicht nur, was uns geschehen wird, sondern er gibt Zeugnis von dem, was er bereits persönlich erlebt. Deshalb darf er auch unser Zeugnis erwarten.

Wir müssen nicht ängstlich auf das warten, was kommt. Denn ER ist mit uns. Und ER ist das Leben. Und deshalb wird uns kein Haar gekrümmt.