kreuz WORTrätsel

 

„Das Evangelium ist das Buch des Lebens des Herrn und ist da, um das Buch unseres Lebens zu werden. Es ist nicht da, um verstanden, sondern um wie eine Schwelle zum Geheimnis angenähert zu werden. Es ist nicht da, um gelesen, sondern um in uns aufgenommen zu werden...
Die Worte des Evangeliums durchwalken uns, verändern uns, bis sie uns gleichsam in sich einverleiben.“ (Madeleine Delbrêl)

 

Jeden Donnerstag finden Sie hier Gedanken zum Sonntagsevangelium. Dieser Impuls möge Ihnen helfen, sich vom Wort (Gottes) berühren zu lassen.


    27. Sonntag im Jahreskreis (C): Lk 17,5-10

     

    Die Apostel baten den Herrn: Stärke unseren Glauben!

    Der Herr erwiderte: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanz dich ins Meer! und er würde euch gehorchen.

    Wenn einer von euch einen Knecht hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Komm gleich her und begib dich zu Tisch? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich und bediene mich, bis ich gegessen und getrunken habe; danach kannst auch du essen und trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Knecht, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde?

    So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Knechte; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.

     

    Am liebsten würden wir Bäume ausreißen können! Wie Jesus möglichst viel Glauben haben und möglichst stark sein im Glauben. Doch Glaube ist keine Sache, die wir besitzen können. Auch geht es nicht darum, dass wir groß und stark sind.

    Jesus will uns wohl deutlich machen, dass wir – wieder mal – allzu menschlich gesinnt sind: Glauben sprengt unser menschliches Maßsystem. Bereits ein Senfkorn an Glauben, das ist weniger als 1/1000 Gramm, kann geradezu Unmögliches bewirken. Wir könnten mit diesem minimalen Glauben Bäume ausreißen.

    Von den Aposteln wird im Sonntagsevangelium nicht direkt gesagt, dass sie ungläubig sind. Aber ihr Glaube ist schwach. Und sie erwarten Wachstumshormone.

    Was ist das für ein Glaube, den Jesus bei ihnen schmerzlich vermisst? Es ist nicht der Glaube an die Gegenwart Gottes. Wie leicht tun wir uns mit Aussagen wie „Gott ist überall“, „er ist der ‚Ich bin da‘“. Und doch sind dies eher Worthülsen, denn Glaubensaussagen. Jesus vermisst wohl eher den Glauben an die lebendig machende Kraft Gottes hier und jetzt in uns selbst. Glaube ist konkret. Unser Versagen im Glauben hat seinen Grund nicht in der Schwierigkeit der Aufgaben, die zu bewältigen sind. Glaube bedeutet, in einer lebendigen Beziehung zu Gott zu leben und aus dieser Beziehung heraus zu handeln. Glaube lässt die Macht Gottes in uns gegenwärtig werden – und für Gott ist nichts zu schwierig. Der einzige Ort, der sich dieser Kraft Gottes verschließen kann, ist unser eigenes Herz.

    Zum Glauben bedarf es einer besonderen Haltung, einer Haltung des sich zur Verfügung Stellens, des sich Beauftragen Lassens. All unsere Energie können wir, wie der unnütze Knecht, dem Herrn anempfehlen. Ignatius hat das Hingabe genannt und gebetet:

    Nimm hin Herr, und empfange meine ganze Freiheit, mein Gedächtnis, meinen Verstand und meinen ganzen Willen. Alles, was ich habe und besitze, Du hat mir alles gegeben, ich gebe es dir ganz und gar zurück. Verfüge darüber ganz nach Deinem Wohlgefallen…

    Statt auf den eigenen Glauben zu starren und seine Größe zu messen, sollten wir also lieber unser Leben auf Gott hin ausrichten und uns in seinen Dienst stellen. Denn er vermittelt uns nicht nur Herausforderungen sondern auch den dazu nötigen Glauben: „Ich traue Dir das zu!“ Glaube ist wahrlich ein Beziehungsgeschenk, von Gott gegeben und dazu da, wie ein Samenkorn aufzugehen und in Beziehung zu IHM zu wachsen.

    Was aus dem unnützen Knecht werden kann, verdeutlicht der treue und kluge Knecht, den Jesus im Matthäus-Evangelium erwähnt: Wer ist denn der treue und kluge Knecht, den der Herr über sein Gesinde einsetzte? (Mt 24,45) Es sind wohl nicht wir, die Jünger Jesu, oder „die Anderen“ gemeint, sondern Jesus spricht von sich selbst, der den Jüngern die Füße wäscht und sich nichts sehnlicher wünscht, als dass wir handeln wir er.

    Statt wie die Apostel um die Stärkung im Glauben zu bitten, sollten wir um Bewährung in unserem Leben bitten, dass wir unseren Weg wie der Gottesknecht Jesus Schritt für Schritt vertrauensvoll gehen.